Forschungsüberblick Dezember: Viele US-Newsfluencer haben keinen journalistischen Hintergrund, sind aber wichtige Nachrichtenquelle
Objektivität und Unparteilichkeit beeinflussen Vertrauen in Journalismus, in den USA vertraut jede fünfte Person Newsfluencer:innen und junge Dän:innen vor allem den nationalen Medienmarken. Diese Erkenntnisse liefern die Studien, die Leonie Wunderlich (Leibniz-Institut für Medienforschung) im Dezember zusammengefasst hat.
Die meisten Newsfluencer:innen haben keinen journalistischen Hintergrund
Newsfluencer:innen sind mehrheitlich Männer (63%) und haben in der Regel (77%) keinen journalistischen Hintergrund oder eine Verbindung zu einer Medienorganisation. Zu diesen Einsichten kommt eine aktuelle Studie des Pew Research Centers, in der zwischen Juli und August die Konten von 500 Influencer:innen auf Facebook, Instagram, TikTok, X und YouTube untersucht wurden. Die Accounts gehören Personen, haben jeweils mehr als 100.000 Follower und berichten regelmäßig über aktuelle Ereignisse und gesellschaftliche Themen. Zudem wurde eine repräsentative Umfrage unter Erwachsenen in den USA (n= 10.658) durchgeführt. Etwa jede bzw. jeder fünfte Befragte sagte, dass Influencer:innen in sozialen Medien eine wichtige und regelmäßige Nachrichtenquelle sind. Der Anteil ist unter jungen Erwachsenen (18-bis 29-Jährige) signifikant höher (37%).
Nachrichtenkonsum und Vertrauensentscheidungen unter jungen Erwachsenen
Für junge Erwachsene in Österreich stellt die Informationsbeschaffung eine Suche nach der Wahrheit dar – inwiefern journalistischen Quellen dabei Objektivität und Unparteilichkeit zugeschrieben wird, beeinflusst auch ihr (Des-)Interesse an Journalismus. Das zeigt eine aktuelle Studie, in der 48 halbstrukturierte Interviews mit österreichischen jungen Erwachsenen (18- bis 25-Jährige) geführt wurden. Die Befragten sehen Objektivität und Unparteilichkeit als die beiden Eckpfeiler von Journalismus an. Teilnehmende, die glauben, dass Journalist:innen es schaffen, unparteiisch und objektiv zu sein, und diejenigen, die glauben, dass Journalist:innen dies nicht können oder wollen, äußerten unterschiedliche Entscheidungen in Bezug auf ihren Nachrichtenkonsum und ihr Vertrauen. Während erstere Informationsquellen nutzen und vertrauen, die sie als seriös betrachten, ist die Situation für letztere nuancierter. Die Vertrauensentscheidungen dieser Befragten werden in Abhängigkeit von externen Informationsquellen oder eigenen Fähigkeiten getroffen. Die Forschenden schließen auf Basis der Ergebnisse, dass trotz des Aufkommens neuer Formen journalistischer Akteure die traditionellen journalistischen Werte und Normen bei der Nutzung von Nachrichten und Vertrauensentscheidungen durch das Publikum weiterhin eine zentrale Rolle spielen.
Wie überprüfen junge Erwachsene Nachrichten in den sozialen Medien auf ihre Glaubwürdigkeit?
Junge Erwachsene in Dänemark überprüfen Nachrichten, auf die sie in den sozialen Medien stoßen, auf ihre Echtheit anhand der drei Heuristiken Reputation, Bestätigung und Konsistenz. Diese Ergebnisse basieren auf Daten aus 300 Einträgen von Nachrichtentagebüchern und Interviews mit 20 jungen Dän:innen (18- bis 24-Jährige). Die Befragten betrachten die nationalen dänischen Medien als die glaubwürdigste Informationsquelle. Darüber hinaus sind sie selbstbewusst genug, um Nachrichten von der durch Fehlinformationen verursachten Unübersichtlichkeit zu unterscheiden. Allerdings führen sie selten einen zweistufigen Authentifizierungsprozess durch, um Inhalte (doppelt) zu überprüfen. Die Forschenden fassen entsprechend zusammen, dass der Ruf der Marke für etablierte (dänische) Medien von großer Bedeutung ist, um mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten. Jedoch könnte dieser zentrierte Nachrichtenkonsum die Nutzenden davon abhalten, sich über die Probleme anderer Länder zu informieren.