Leonie Wunderlich
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
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Forschungsüberblick Januar: Auf TikTok und Instagram muss der erste Eindruck stimmen

Politische Beiträge bei TikTok und Co. und persönliche Gespräche als wichtigste Informationsquelle für junge Menschen – darum geht es in den Studien, die Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung in diesem Monat zusammengefasst hat.

2025-01-27 — Leonie Wunderlich

TikTok und Instagram für politische Informationen: Der erste Eindruck ist entscheidend

 

Für junge Menschen sind kurze, prägnante und visuell ansprechende Inhalte in einer guten Bild- und Tonqualität auf Plattformen wie Instagram und TikTok relevant – politische Inhalte, welche diese Kriterien nicht erfüllen, können schnell ignoriert werden. Diese Einblicke gewährt eine aktuelle Online-Tagebuchstudie, in der 50 Teilnehmende im Alter zwischen 16 und 20 Jahren offene Fragen beantwortet haben. Wenn die Befragten aktiv nach politischen Beiträgen suchen, dann geschieht das über die Suchleiste bei TikTok – meist durch die Eingabe von Schlagworten zu relevanten Themen. Außerdem interessant: Influencer:innen spielen eine wichtige Rolle, da sie als Multiplikatoren bestehende Meinungen verstärken können. Insgesamt fassen die Autor:innen zusammen, dass Wahlentscheidungen durch politische Beiträge nicht verändert, aber bestärkt werden und langfristige Effekte durch den wiederholten Konsum politischer Informationen und Botschaften auf Plattformen wie Instagram und TikTok entstehen könnten. 

 

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Persönliche Gespräche sind wichtigste Informationsquelle für Jugendliche 

 

Für Jugendliche in Deutschland steht ihr Wissen über das aktuelle Weltgeschehen in erster Linie mit persönlichen Gesprächen im Zusammenhang und wird erst in zweiter Linie medial vermittelt. Das zeigt die aktuelle Studie „Jugend, Information, Medien“ (JIM), in der 1.200 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren von Juni bis Juli 2024 telefonisch oder online befragt wurden. So erfahren (und besprechen) drei Viertel der Jugendlichen aktuelle Ereignisse innerhalb der Familie und zwei Drittel im Freundeskreis. Altersspezifische Unterschiede gibt es mit Blick auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok. Während 18- und 19-Jährige Instagram bevorzugen (49 Prozent), bekommen 14- und 15-Jährige auch viel zum aktuellen Weltgeschehen über YouTube und TikTok (jeweils 40 Prozent) mit. Die Nutzung von künstlicher Intelligenz gewinnt zunehmend an Relevanz im Alltag von Jugendlichen. Über die Hälfte (62 Prozent) nutzt KI-Anwendungen wie ChatGPT – am häufigsten im Kontext der Schule/für Hausaufgaben (65 Prozent), zum Spaß (52 Prozent) oder bei der Informationssuche (43 Prozent).

 

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Wie kann man soziale Selbstwirksamkeit unter Jugendlichen fördern? 

 

Jugendliche und junge Erwachsene, die sich bürgerschaftlich engagieren – also Nachrichtenmedien nutzen und politische Diskussionen im Familien- und Freundeskreis haben – weisen eine höhere Selbstwirksamkeit auf. Zu diesen Erkenntnissen kommt eine Studie, in welcher der Einfluss der Teilnahme an der Kommunikation über politische und soziale Themen auf die soziale Selbstwirksamkeit von Jugendlichen analysiert wurde. Die Befragten zwischen 13 und 18 Jahren (n=36.992) wurden durch zufällige, mehrstufige Stichprobenziehung ausgewählt und haben an einer Studie zum Gesundheitsverhalten in Portugal und Spanien teilgenommen. Die Forschenden schlussfolgern, dass Bildungsprogramme, welche die Kommunikation über gesellschaftspolitische Themen fördern, das Zusammengehörigkeitsgefühl und die sozialen Fähigkeiten von Jugendlichen stärken und zu ihrer positiven Entwicklung, ihrem Wohlbefinden und ihrem bürgerschaftlichen Engagement beitragen könnten. Entsprechend sollten Lehrmaterialien zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen den auf Respekt, gesunden Beziehungen zu Gleichaltrigen und Zugehörigkeitsgefühl basierenden Dialog im Klassenzimmer fördern. 

 

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