Forschungsüberblick Januar: Motive für Nachrichtenvermeidung und Typen von politischen Influencer:innen
Wie kategorisieren junge Menschen Nachrichten? Welche unterschiedlichen Typen von Influencer:innen, die selbst produzierte politische Inhalte teilen, und welche Motive für Nachrichtenvermeidung gibt es? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Studien, die Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung zum Jahresstart zusammengestellt hat.
So nehmen junge Menschen Nachrichten auf Instagram wahr
Junge Menschen sind sich zwar stark über gesellschaftliche Normen bewusst, was Nachrichten sind oder sein sollten – allerdings stimmen diese kognitiven Vorstellungen nicht unbedingt mit dem überein, was sie in ihrer Alltagspraxis als Nachrichten(-ähnlich) erleben. Zu diesen Einsichten kommt eine kürzlich erschienene Längsschnittstudie aus den Niederlanden. Die Forschenden haben Tiefeninterviews mit niederländischen Smartphone-Nutzenden im Alter zwischen 16 und 25 Jahren geführt (n=111) und sich zusätzlich deren Instagram-Feeds angeschaut. Obwohl einige Nutzende traditionelle journalistische Konzeptualisierungen von Nachrichten verwenden, hinterfragen andere diese. Viele der Befragten haben Strategien gefunden, um die Kluft in ihrem Verständnis von Nachrichten zu überwinden. Zum Beispiel unterteilten einige Nachrichten in verschiedene Kategorien - traditionelle Nachrichten waren „aktuelle“ oder „dringende“ Nachrichten, während Instagram „fragwürdige“ oder „soziale“ Nachrichten war.
Wie und was kommunizieren politische Influencer:innen auf YouTube?
Für viele junge Menschen sind Social-Media-Influencer:innen, die regelmäßig selbst produzierte politische Inhalte auf Plattformen wie YouTube, Instagram und TikTok verbreiten, eine wichtige Informationsquelle. Vor diesem Hintergrund hat eine Forscherin untersucht, welche Typen der politischen Influencer-Kommunikation auf YouTube voneinander unterschieden werden können. Anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse von 896 politischen Themen aus 724 YouTube-Videos von 32 deutschen Social-Media-Influencer:innen hat die Forscherin fünf Typen identifiziert: „monologisierende Laienkommunikation,“ „zugewandte Vermittlung,“ „harmonischer Advokatismus,“ „aggressiver Aktivismus“ und „Empörungsbewirtschaftung.“ Beispielsweise zeichnen sich Social-Media-Influencer:innen des Typs „zugewandte Vermittler“ durch eine starke Ansprache und aktive Einbindung des Publikums aus und vermitteln gleichzeitig viele informative Inhalte unter Angabe von Quellen. Insgesamt sind die Typen bezüglich ihrer Professionalität sowie ihrem Potenzial, zu einem politischen Diskurs beizutragen, sehr unterschiedlich.
Motive für (un)absichtliche Nachrichtenvermeidung
Wenn Menschen Nachrichten vermeiden, dann ist das nicht immer aktiv gewollt – vielmehr ist das unbeabsichtigte Vermeiden vor allem eine Frage des größeren Interesses an anderen Freizeitbeschäftigungen. Dahingegen gehen Menschen Nachrichten absichtlich aus dem Weg, weil sie diesen überdrüssig sind oder sie als zu negativ, voreingenommen und nicht zuverlässig ansehen. Diese Erkenntnisse liefert eine Studie, in der deutsche Nutzer:innen (n=176) zu ihrer Nachrichtennutzung und ihren Beweggründen für die absichtliche und unabsichtliche Vermeidung befragt wurden. Die Autorin stellt außerdem einen Zusammenhang zwischen politischem Wissen und interner Wirksamkeit mit kognitiven Motiven (z.B. Verständnisschwierigkeit), einen Zusammenhang zwischen Negativitätsneigung und Empathie mit emotionalen Motiven (z.B. Negativität) und einen Zusammenhang zwischen externer Wirksamkeit und politischen Motiven (z.B. Bias in Nachrichten) her.
Link zur Studie
Foto: TINCON/Jonas Walzberg