Leonie Wunderlich
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
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Forschungsüberblick November: Flucht in soziale Netzwerke und welche Merkmale das Teilen politischer Inhalte beeinflussen

Junge Menschen flüchten mit sozialen Medien aus ihrem Alltag und auch vor Nachrichten, Nachrichtenanbieter folgen eher selten den Plattformlogiken und verschiedene Merkmale beeinflussen, ob politische Inhalte auf Facebook geteilt werden. Darum geht es in unserem Forschungsüberblick im November, den Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung zusammengestellt hat.

2023-11-14 — Leonie Wunderlich

Junge Erwachsene kreieren ihre eigenen Medienwelten 

 

Junge Menschen nutzen soziale Medien wie Instagram oder TikTok, um aus dem Alltag zu flüchten. So gestalten sie diese Plattformen aktiv und konstruieren öffentliche und private Online-Räume, in denen die Auseinandersetzung mit Nachrichten eher außen vorbleibt. Diese Einsichten bietet eine kürzlich erschienene Studie, in der 50 Tiefeninterviews mit 18- bis 34-Jährigen geführt wurden, einschließlich einer gemeinsamen Lektüre der von den Teilnehmenden am häufigsten genutzten Social-Media-Plattformen. Die Forscherinnen haben untersucht, wie die jungen Erwachsenen ihre persönlichen Medienwelten auf digitalen Plattformen gestalten und pflegen und welche Folgen diese Praktiken für die Nutzung von Nachrichten haben. Sie stellen fest, dass junge Erwachsene „aktive Architekten ihrer eigenen Medienwelten“ sind. Weiterhin argumentieren die Forscherinnen, dass die Betrachtung junger Erwachsener als aktive Konstrukteure einer idealisierten persönlichen Medienumgebung zu erklären helfe, warum das Nachrichtenengagement dieser Kohorte schwer zu fassen ist. 

 

Link zur Studie

 

 

Wie werden Nachrichten für Facebook, Instagram, TikTok und Twitter angepasst? 

 

Um die Aufmerksamkeit des Publikums in den sozialen Medien zu gewinnen, verbreiten Nachrichtenanbieter zum Beispiel mehr Inhalte auf nachrichtenorientierten Plattformen wie Twitter oder fördern das Engagement auf der jeweiligen Plattform, indem sie externe Links auf Instagram ausschließen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in der untersucht wurde, wie deutsche Nachrichtenanbieter bestehende Geschichten für Facebook, Instagram, TikTok und Twitter auswählen und anpassen, um sie in Einklang mit den Logiken der Plattformen zu bringen. Dazu haben die Forschenden eine computergestützte und eine manuelle Inhaltsanalyse von Artikeln und Social-Media-Beiträgen (N = 4.412), einschließlich zugehöriger Bilder und Videos (N = 6.850) durchgeführt. Insgesamt finden sie nur wenige Belege dafür, dass Nachrichtenanbieter in den sozialen Medien der Plattformlogik folgen. So wählen die Medien nicht systematisch Nachrichten auf einer eher kommunikativen Ebene aus oder passen sie an, indem sie beispielsweise bestimmte Themen für soziale Medien bevorzugen oder eine ansprechendere Sprache auf den Plattformen verwenden.

 

Link zur Studie 
 

 

Was bringt Menschen dazu, politische Nachrichten auf Facebook zu teilen?

 

Wenn es um die Entscheidung geht, ob Nutzer:innen politische Nachrichten auf Facebook teilen, dann spielen insbesondere inhaltliche Merkmale eine große Rolle. Dahingegen sind Beliebtheitshinweise wie die Anzahl der Likes oder Kommentare sowie Nachrichtenkongruenz von Merkmalen wie dem Alter der Nutzenden abhängig. Das zeigt eine aktuelle Studie von zwei Forschern, die sich mit der Vorhersage, warum Menschen sich entscheiden, Nachrichten zu teilen, beschäftigt haben. Dazu wurde ein experimentelles Design verwendet. Dieses hat es den Forschern ermöglicht, die relative Bedeutung verschiedener Schlüsselmerkmale zu vergleichen, die dazu beitragen, die Entscheidungen von Nutzenden beim Teilen von Nachrichten zu beeinflussen. So wurde ein identisches Facebook-Layout verwendet und eine Wahrscheinlichkeitsstichprobe von über 18-Jährigen norwegischen Bürger:innen (N=2.749) gezogen. Die Forscher schlussfolgern, dass der Kontext, der Inhalt und Merkmale der Nutzenden selbst die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, ob eine Nachricht geteilt wird.

 

Link zur Studie