Forschungsüberblick November: Nutzen von KI-Workshops für Schüler:innen und Fact Bots bei Messengern
Auch im November hat Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung wieder drei Studien zusammengefasst: Sie zeigen etwa, inwiefern Fact Bots bei WhatsApp oder KI-Workshops in Schulen hilfreich sein können und vergleichen die Glaubwürdigkeit von journalistischen und nicht-journalistischen Stimmen.
Workshops sensibilisieren Jugendliche für KI-Funktionen und Limitationen
Die interaktive Auseinandersetzung mit KI-Anwendungen hilft Schüler:innen, diese Technologien und ihre Verzerrungen besser zu verstehen. Das zeigt eine kürzlich erschienene Studie, im Rahmen derer praktische Workshops mit Schüler:innen (N=209) der vierten und siebten Klasse in Finnland durchgeführt wurden. In den Workshops wurden die Grundlagen von KI, die Entwicklung eigener KI-Anwendungen und die ethischen Implikationen diskutiert und getestet. Zudem wurde untersucht, wie gut die Schüler:innen Risiken von KI nach den Workshops erkennen konnten. Die Befragten waren durchaus in der Lage, Risiken in von KI erzeugten Bildern zu erkennen – etwa stereotype Verzerrungen im Hinblick darauf, wie unterschiedliche Geschlechter durch solche Programme dargestellt wurden. Oft war den Jugendlichen aber unklar, woher diese Verzerrungen stammen. Die Forschenden argumentieren, dass Kompetenzinterventionen effektiv sind, wenn Jugendliche Chancen und Risiken dieser Technologien an konkreten Beispielen erproben und diskutieren.
Perspektive der Nutzenden auf Fact Bots bei WhatsApp
Desinformation wird auch in privaten Kommunikationsräumen wie WhatsApp verbreitet. Gegenmaßnahmen müssen dort aber anderen Datenschutzstandards genügen als beispielsweise das Fact-Checking durch Journalist:innen oder das Community-Management auf öffentlichen Social-Media-Plattformen. Wie sehen Nutzende selbst den Einsatz von Bots, die Faktenchecks liefern, um Fehlinformationen entgegenzuwirken? Um die Perspektive des Publikums kennenzulernen, haben Forschende qualitative Interviews (N = 18) mit einer heterogenen Gruppe von deutschen Instant-Messenger-Nutzenden durchgeführt. Im Ergebnis haben sie vier zentrale Themen in den Überlegungen der Befragten zum Einsatz von Fact Bots identifiziert: fragwürdige Vorteile in Bezug auf Einfachheit, wahrgenommene Nützlichkeit, wahrgenommene Normen zwischen Sicherheit und Privatsphäre sowie Misstrauen gegenüber solchen Informationskuratoren. Die Autorinnen schlussfolgern unter anderem, dass Fact Bots am ehesten dazu geeignet sind, vertrauenswürdige Meinungsführer:innen wie Lehrkräfte oder Kleingruppen-Moderator:innen auf Instant Messengern zu unterstützen.
Wie schreiben junge Mediennutzende (nicht-)journalistischen Vermittler:innen Autorität zu?
Verschwimmende Grenzen zwischen Content-Produzierenden und Konsument:innen werfen Fragen nach den sich wandelnden Gatekeeping- und Interpretationsrollen von (nicht-)journalistischen Akteur:innen auf. Eine aktuelle Studie hat sich damit im Kontext der Kulturindustrie beschäftigt und zeigt: Während junge Erwachsene nicht-journalistische Vermittler:innen bevorzugen, weil diese ihnen ähnlich sind, gewinnen journalistische Vermittler:innen bei der Bewertung kultureller Güter an Glaubwürdigkeit. In der Studie wurde untersucht, wie junge Erwachsene journalistischen und nicht-journalistischen Stimmen bei der Auswahl und Bewertung kultureller Nachrichten Autorität zusprechen. Dazu wurden Interviews (N=31) mit jungen belgischen Erwachsenen (18 bis 28 Jahre) geführt, in denen über die Nutzung sozialer Medien in Bezug auf ihre kulturellen Interessen gesprochen wurde. Die Forschenden reflektieren die Implikationen der Erkenntnisse für den Kulturjournalismus und betonen die bewertende statt der Agenda-setzende Rolle von Journalist:innen.