Julia Behre
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
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Reuters Institute Digital News Report 2024: Mehr Perspektiven, bitte!

Junge Erwachsene zeichnen sich durch vielfältige Nutzungsgewohnheiten und -bedürfnisse aus. Damit einher geht der Wunsch nach verschiedenen Perspektiven zu aktuellen Themen. Julia Behre vom Leibniz-Institut für Medienforschung gibt einen Überblick über die aktuellen Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Reports 2024 und beleuchtet vor allem die Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen.

2024-07-12 — Julia Behre

Die mit Abstand wichtigste Nachrichtenquelle der 18- bis 24-Jährigen in Deutschland ist das Internet. Knapp die Hälfte (47%) nutzt regelmäßig Nachrichteninhalte auf den Websites und Apps von traditionellen Rundfunk- oder Printanbietern. Gleichzeitig kommt jede zweite Person in diesem Alter wöchentlich mit Nachrichten in sozialen Medien in Kontakt, insbesondere auf Instagram, YouTube und TikTok. Rund ein Drittel (35%) in dieser Altersgruppe bezeichnet soziale Medien sogar als ihre Hauptnachrichtenquelle und 16 Prozent erhalten Nachrichten ausschließlich in sozialen Medien – in der Gesamtheit aller Befragten in Deutschland sind es sieben Prozent. Doch auch Nachrichtensendungen im linearen Fernsehen werden noch von mehr als einem Drittel der 18- bis 24-Jährigen (36%) mindestens einmal pro Woche angesehen.

 

60 Prozent konsumieren kurze Nachrichtenvideos – meist über Social Media

 

Im Internet können junge Zielgruppe mittlerweile über verschiedene Nachrichtenformate erreicht werden. 60 Prozent der Internetnutzer:innen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sehen sich regelmäßig kurze Online-Nachrichtenvideos an, etwa zum Klimawandel oder zu innenpolitischen Themen. Die Rezeption findet allerdings selten unmittelbar auf einer Nachrichtenwebsite oder -app statt, sondern überwiegend auf Drittplattformen wie YouTube, Instagram und TikTok. 18 Prozent der jungen Erwachsenen hören zudem mindestens einmal monatlich einen Podcast zum Thema Nachrichten, Politik und internationalen Ereignissen. Noch beliebter sind Podcasts zu spezifischen Themen wie z.B. Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesundheit (28%) sowie zum Thema Lifestyle (27%). 

 

Angesichts der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten sammeln junge Menschen in Abhängigkeit von ihren Interessen teils sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Nachrichten. Während 43 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen der Ansicht sind, dass man dem Großteil der Nachrichten in Deutschland in der Regel vertrauen könne, sind es innerhalb der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen nur rund ein Drittel (35%). Entscheidend bei der Frage, welchen Nachrichtenmedien die Jungen Vertrauen schenken, ist eine transparente Kommunikation darüber, wie die Nachrichten entstanden sind. 

 

Junge Menschen wünschen sich mehr Perspektivenvielfalt und Transparenz von Medien

 

Ebenfalls als wichtig erachtet werden eine faire Repräsentation von „Menschen wie mich“, hohe journalistische Standards und eine unvoreingenommene Berichterstattung. Dennoch sind viele junge Erwachsene der Meinung, dass die Nachrichtenmedien ihnen dabei helfen, mehr über verschiedene Themen und Ereignisse zu erfahren und sich mit relevanten Themen zu beschäftigen. Handlungspotenzial besteht vor allem hinsichtlich der Perspektivenvielfalt in den Nachrichtenmedien: Während 54 Prozent der 18- bis 24-Jährigen verschiedene Perspektiven zu aktuellen Themen für wichtig halten, sind lediglich 42 Prozent der Meinung, dass die Nachrichtenmedien dahingehend eine gute Arbeit leisten. 

 

Die Reuters Institute Digital News Survey ist eine seit 2012 jährlich stattfindende Online-Befragungsstudie zu generellen Trends der Nachrichtennutzung. Im Jahr 2024 wurden dafür fast 100.000 Menschen in 47 Ländern befragt. Die Feldarbeit in Deutschland wurde im Januar 2024 vom Umfrageinstitut YouGov durchgeführt, das auf der Basis von Online-Access-Panels Stichproben gezogen hat, die für Internetnutzer:innen im Alter ab 18 Jahren repräsentativ sind. Insgesamt wurden in Deutschland 2.012 Personen befragt, davon 184 Personen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. 

Koordiniert wird die Studie vom Reuters Institute for the Study of Journalism in Oxford. Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut ist seit 2013 als Kooperationspartner für die deutsche Teilstudie verantwortlich, die Erhebung im Jahr 2024 wurde dabei von den Landesmedienanstalten und dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) unterstützt.
 

Zum kompletten Report für Deutschland