Leonie Wunderlich
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
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Vorbild #UseTheNews: Wie kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Journalismus funktionieren?

Inwieweit bietet eine Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und journalistischen Organisationen einen Mehrwert für alle Beteiligten? Welche Chancen und Herausforderungen gibt es? In einem gemeinsamen Paper analysieren Leonie Wunderlich und Sascha Hölig vom Leibniz-Institut für Medienforschung | HBI sowie Meinolf Ellers (#UseTheNews) am Beispiel von #UseTheNews diese Fragen. Leonie Wunderlich gibt im folgenden Beitrag einen ersten Einblick in die Erkenntnisse.

2024-08-26 — Leonie Wunderlich

Lange Zeit haben Forschende als qualifizierte Quellen nur eine begrenzte Rolle für die journalistische Berichterstattung gespielt – Journalist:innen bzw. journalistische Redaktionen wiederum waren für Forschende eher Untersuchungsgegenstand als Kooperationspartner. Die rasanten Veränderungen in der Mediennutzung stellen Medienschaffende heute vor vielfältige Herausforderungen, weshalb sie zunehmend auf die Unterstützung von Forschenden und deren wertvolle Erkenntnisse über Einstellungen und Verhalten von Nutzenden angewiesen sind. Der Austausch zwischen Wissenschaft und journalistischer Praxis kann fundierte gesellschaftliche Transformationsprozesse in Gang setzen. 

 

In einem kürzlich erschienen Artikel stellen Leonie Wunderlich und Sascha Hölig vom Leibniz-Institut für Medienforschung gemeinsam mit Meinolf Ellers (Geschäftsführer #UseTheNews) die Initiative #UseTheNews als Beispiel für eine langfristig angelegte Transferinitiative vor. #UseTheNews zielt darauf ab, in enger Zusammenarbeit zwischen einer wissenschaftlichen Einrichtung und einem breiten Spektrum privater und öffentlich-rechtlicher Medien die Nachrichtennutzung und Nachrichtenkompetenz junger Menschen zu erforschen und neue Informations- und Bildungsangebote zu entwickeln. Am Beispiel der Initiative analysieren die Autorin und Autoren die Chancen, Herausforderungen und produktiven Dynamiken, die sich aus dem Projekt ergeben. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund: Wie können wissenschaftliche Einrichtungen langfristige Kooperationen mit journalistischen Organisationen eingehen? Inwieweit bietet eine solche Zusammenarbeit einen Mehrwert für die Partner? Welche Chancen und Herausforderungen gibt es? 

 

Ein Gewinn für beide Seiten – Synergien zwischen Wissenschaft und Medien

 

Es zeigt sich, dass von einer engen Zusammenarbeit beide Seiten profitieren können. Die journalistischen Partner der Initiative erhalten auf ihre Arbeit regelmäßiges wissenschaftliches Feedback. Sie bekommen konkrete Empfehlungen für die journalistische Praxis und die Formatentwicklung, die sich auf die von den Forschungspartnern durchgeführten Studien stützen. Die wissenschaftlichen Partner haben im Gegenzug die Möglichkeit, ihr Wissen der breiteren Gesellschaft bereitzustellen. Sie erhalten Anregungen aus der Praxis, welche Fragestellungen für Anschlussforschung relevant sein könnten. Insgesamt entsteht ein kreativer Prozess, der durch wechselseitige Impulse aus Wissenschaft und Praxis geleitet wird.

 

Gleichzeitig ist die Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und Medienpraktiker:innen von vielen Herausforderungen geprägt. Dazu zählen beispielsweise die großen Unterschiede in Bezug auf das Arbeitstempo: Während in der Wissenschaft die Prozesse der Wissensgenerierung – einschließlich der Datenerhebung, -analyse und -veröffentlichung – oft sehr zeitaufwendig sind, lebt der Journalismus vom Tagesgeschäft und der Auseinandersetzung mit aktuellen Phänomenen. Dies kann zu unterschiedlichen Erwartungen führen, wie schnell bestimmte (wissenschaftliche) Ergebnisse verfügbar sind. Zudem haben Forschende und Journalist:innen unterschiedliche Kommunikationsziele und -stile. Wenn Informationen zwischen diesen Gruppen hin- und hergehen, kann es zu Missverständnissen kommen oder wichtige Details können verloren gehen. Hinzu kommt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse oft komplex und nuanciert sind. Im Medienkontext besteht die Gefahr, dass sie zu stark vereinfacht oder verzerrt werden, um sie leichter verständlich zu machen. 

 

Mit diesen Tipps kann es gelingen

 

Als Ausblick geben die Autorin und Autoren in dem Artikel auf Grundlage der eigenen Erfahrungen vier Ratschläge, wie Forschende die langfristige Zusammenarbeit mit Redaktionen verbessern können. Dazu zählen 1) der Aufbau eines Kernteams, das die gesamte Zusammenarbeit steuert, 2) das Festlegen von Rollen der beteiligten Akteur:innen und Kommunikationsstrukturen, 3) die Sicherstellung des Erwartungsmanagements und des regelmäßigen Austauschs zwischen allen Partnern und 4) die Definition von Erfolg, sodass (Teil-)Ergebnisse dokumentiert und evaluiert werden können. 

 

Das komplette Paper ist bei Sage Journals abrufbar: “Academia and journalism: Two different worlds? How scientific institutions can successfully collaborate with journalistic organizations” (englisch, kostenpflichtig)