So geht es 2025 weiter: Informationskompetenz in jedes Klassenzimmer bringen
Das „Jahr der Nachricht 2024“ hat die Gefahren von Desinformation in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt. Insbesondere bei Jugendlichen gefährdet die Kombination aus geringer Nachrichtenkompetenz und intensiver Social-Media-Nutzung die faktenbasierte Meinungsbildung und damit die Diskursfähigkeit in der Demokratie. Auch 2025 möchte #UseTheNews Angebote entwickeln, die dem entgegenwirken.
Die Medienbranche steht vor einer großen Zukunftsaufgabe: Wie können wir junge Menschen von der Relevanz journalistischer Arbeit überzeugen und so ihre Informationskompetenz verbessern? Gemeinsam mit über 50 Partnern aus Medien, Bildung und Forschung entwickelt #UseTheNews Ansätze und Angebote, mit denen die junge Generation in ihrer Lebenswirklichkeit abgeholt und fit für die Demokratie gemacht wird.
Was wir aus dem “Jahr der Nachricht” mitnehmen
Wie baut man ein Social-Media-Format für 14- bis 24-Jährige auf? Wie identifiziert man die Themen, die Jugendliche wirklich interessieren? Wie vermittelt man, wie Journalismus funktioniert? Und wie gelingt zwischen Jugendlichen und Medienhäusern ein Austausch, der Mehrwert schafft? Diesen Fragen widmeten wir uns im „Jahr der Nachricht“ und starteten eine Bewegung, die den Wert verlässlicher Nachrichten für unsere Demokratie erfahrbar machen sollte.
Dafür haben wir eine reichweitenstarke Kampagne mit Anzeigen in Social Media, TV, Radio, Kino und Out of Home lanciert. Wir haben neues Social-Media-Format auf TikTok, Instagram und Twitch aufgebaut und Newscamps und Modellprojekte zur Vermittlung von Nachrichtenkompetenz initiiert.
Eine immer wiederkehrende Erkenntnis: Kaum etwas eignet sich im digitalen Zeitalter besser als der direkte Austausch auf Augenhöhe und in Formaten, die aktives Ausprobieren und Mitwirken ermöglichen.
Transparenz im Redaktionsalltag und Partizipation stärken Vertrauen
Um junge Menschen von dem Wert journalistischer Arbeit zu überzeugen und Vertrauen zurückzugewinnen, müssen wir sichtbar machen, wie eine Nachricht entsteht. Wir müssen transparent machen, dass Journalismus keine Geheimwissenschaft ist, sondern ein echtes Handwerk, das im besten Fall zum Mitgestalten anregt. Wie das gelingen kann, haben im Jahr der Nachricht die mehr als 40 Newscamps und rund 13 Modellprojekte gezeigt. Auf den Veranstaltungen und bei den Projekten nahmen die Schülerinnen und Schüler unter anderem an Workshops teil und erarbeiten eigene Inhalte von TikTok-Videos bis Podcasts.
Im Rahmen des dpa-Newscamps im Museum für Kommunikation konnten Jugendliche und Interessierte zudem eine Woche das Team von „Social News Daily“ – die Social-Media-Redaktion im Jahr der Nachricht – besuchen und in Form von Workshops mitwirken. Dabei hat sich immer wieder bewahrheitet: Es sind nicht nur die Schülerinnen und Schüler, die mit viel neuem Input und Wissen nachhause gehen, sondern auch die beteiligten Medienhäuser.
Beispielhaft sind hier die Modellprojekte, bei denen Jugendliche zusammen mit Verlagen an journalistischen Beiträgen arbeiten und selbst die Themen dafür setzen. Dadurch lernen Schülerinnen und Schüler zum einen mehr über die journalistischen Arbeitsweisen. Zum anderen können sie thematisch einen Bezug zwischen Nachrichten und ihrer Lebensrealität herstellen. Für Verlage ist die Kooperation eine echte Chance, das Mediennutzungsverhalten und Themeninteresse der jungen Zielgruppe besser zu verstehen und ihre Produkte entsprechend weiterzuentwickeln.
Flexibel und experimentierfreudig sein zahlt sich aus
Es gibt nicht das eine Patentrezept für einen erfolgreichen TikTok-Kanal. Deshalb ist es umso wichtiger, flexibel zu bleiben, kontinuierlich neue Formate und Inhalte auszuprobieren und die aktuellen Trends und Themen im Blick zu behalten. Und vor allem: sich nicht entmutigen zu lassen, wenn die Ergebnisse nicht sofort den Erwartungen entsprechen. Im Jahr der Nachricht galt daher stets die Devise: ausprobieren, scheitern, anders machen.
Bei dem Format „Social News Daily“ wechselten wir im zweiten Halbjahr unsere Strategie und setzen fortan vor allem auf Live-Formate, die bei jungen Menschen und auf den Plattformen an Popularität gewinnen. Ein schöner Nebeneffekt: Livestreams ermöglichen nicht nur den direkten Austausch mit der Community, sondern können zugleich Transparenz im Redaktionsalltag schaffen.
Neben Livereportagen auf TikTok starteten wir zudem den Twitch-Kanal „chat_point“. Unsere vielen Learnings und Praxistipps aus einem Jahr „Social News Daily“ haben wir neben vielen weiteren Erkenntnissen in den Whitepapern zum Jahr der Nachricht festgehalten.
Medienbildung in den Schulen stärken – Medienpädagogik als Brücke
Um die Informations- und Nachrichtenkompetenz von jungen Menschen langfristig zu stärken, reichen einzelne Newscamps und Projekte nicht aus. Medienbildung muss fester Bestandteil des Lehrplans werden – ohne das Schulsystem und Lehrkräfte zu überfordern. Dafür bedarf es geschulte Expertinnen und Experten, die mit der schnelllebigen Medienwelt Schritt halten können und journalistische Grundprinzipien vermitteln können.
Medienpädagoginnen und -pädagogen erweisen sich dabei als effektive Vermittler zwischen Journalismus, Lehrkräften und Schulen. Sie können bei der Konzeption und Umsetzung von redaktionellen Formaten, Workshops oder Unterrichtsmaterialien unterstützen. Auch im Jahr der Nachricht waren Medienpädagoginnen des Bürgersenders TIDE fester Bestandteil des Teams. Die Zusammenarbeit soll auch künftig weiter ausgebaut werden.
Wirksam werden: So geht es nach dem Jahr der Nachricht weiter
Die dramatische Zunahme von Desinformation und der damit verbundene Vertrauensverlust in die demokratische Öffentlichkeit sind große Herausforderungen. Es bedarf Lösungsansätze, die weit über das Jahr der Nachricht hinausgehen. Mit den Projekten von #UseTheNews wollen wir langfristig die informierte Gesellschaft verteidigen und die digitale Öffentlichkeit stärken.
Durch den direkten Dialog, innovative Formate und Co-Creation-Projekte wollen wir auch 2025 Berührungspunkte schaffen, die Jugendlichen helfen, die Relevanz und Arbeitsweise journalistischer Angebote besser zu verstehen. Das sind unsere drei Leitsätze:
- Wir arbeiten an neuen Bildungsangeboten für Schulen.
- Wir führen Newscamps und Modellprojekte in den Regionen als Leuchtturmprojekte fort.
- Wir fördern den Wissenstransfer rund um Nachrichtennutzung und -kompetenz.
Mit dem Aufbau eines Competence Center Young Audiences (CCYA) in Hamburg soll zudem ein Praxislabor für die Entwicklung und Erprobung lokaljournalistischer Projekte in Interaktion mit der jungen Zielgruppe etabliert werden. Die Schnittstelle zur Medienpädagogik wird auch hier eine wichtige Rolle einnehmen.
Festzuhalten bleibt: Eine nachhaltige Vermittlung von Medien- und Nachrichtenkompetenz ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Dass es sich lohnt, zeigen die vielen positiven Reaktionen der Jugendlichen, die an den Aktionen von #UseTheNews und dem Jahr der Nachricht teilgenommen haben.
Headerfoto: dpa